Mit ca. 1000 LItern pro Jahr gehört unsere Hobbybrauerei in die Kategorie “Nanobrauerei”. Da wir aber mittlerweile einige Stammkunden haben (vor allem lokale Bars und Geschäfte), die unser Bier verkaufen und mehr oder weniger regelmässig Nachschub brauchen, wurde es immer schwieriger, die Bier-Lieferkette im Griff zu haben. Das Bier muss zuerst reifen, dann mehrere Wochen gelagert und schliesslich in Flaschen abgefüllt werden. Wenn nun plötzlich eine “Grossbestellung” eintrifft (bei uns sind das bereits 10 Liter), müssen wir natürlich vorbereitet sein. Schon vor Jahren haben wir festgestellt, dass es nicht ganz einfach ist, den Überblick über den Lagerbestand in der Brauerei und im Lagerkeller zu haben.
Da wir beide im Informatikbereich tätig sind, haben wir uns zuerst für eine Lösung entschieden, wie sie oft auch in Softwareprojekten eingesetzt wird: Ein (analoges) “Scrum Board” in der Brauerei gab uns einen Überblick, wieviele Kegs (Lagerfässer) am Reifen, im Keller gelagert oder bereits in Flaschen abgefüllt sind. Dieses Scrum Board war uns mehrere Jahre eine grosse Hilfe.
Da aber die Bierbestellungen typischerweise nicht dann eintreffen, wenn wir grad in der Brauerei sind, sondern zuhause, im Büro, bei Kunden, in der Bierbar oder irgendwo, wäre es natürlich hilfreich, jederzeit Zugriff auf das “Monsterbräu Scrum Board” zu haben. Deshalb haben wir immer wieder über verschiedene Varianten eines digitalen Scrum Boards nachgedacht. Sogar eine Webcam mit Blick auf das Board in der Brauerei haben wir als mögliche Lösung in Betracht gezogen. Aber wir hatten bessere Ideen, die wir "irgendwann einmal" umsetzen wollten...
Die Gelegenheit kam dann rascher als erwartet: Andrea ist Dozentin für Datenbanken an der FHNW (Fachhochschule Nordwestschweiz) und konnte dort eine Projektarbeit mit unseren Ideen ausschreiben. Zusammen mit einer Gruppe von Informatikstudierenden hatten wir so die Möglichkeit, die perfekte digitale Lösung für unsere Bier-Lieferkette zu entwickeln.
Die Lösung besteht aus “BrewTracker”, einer iPhone-App, mit der wir den Lagerbestand in der Nanobrauerei online nachführen können. Um die einzelnen Arbeitsschritte möglichst einfach zu halten, haben wir alle Kegs mit QR-Codes versehen. Beim Abfüllen der Kegs, beim Verschieben in oder aus dem Lagerkeller und beim Abfüllen in Flaschen wird jeweils der QR-Code eingescannt und die entsprechende Aktion bestätigt. Definitiv viel einfacher als das manuelle Ausfüllen von Zetteln, die wir früher ans (analoge) Scrum Board heften mussten.
Und das beste daran: Egal wo wir sind, wir können jederzeit über die App den aktuellen Lagerbestand in Kegs und Flaschen für jede Biersorte abfragen. Die Daten sind in einer Oracle Cloud Datenbank gespeichert – einer Welt, die uns beiden aus beruflichen Gründen nicht ganz fremd ist. So war es auch sehr einfach möglich, mit ein paar SQL-Abfragen die Verkaufsdaten pro Biersorte oder die Detaildaten für die Biersteuerdeklaration auszuwerten.
Die App ist erst seit ein paar Monaten im Einsatz, aber schon jetzt ist uns klar, dass wir nicht mehr darauf verzichten möchten. Bierbrauen ist zwar eine sehr analoge Tätigkeit (zumindest in der Art, wie wir sie betreiben). Aber ein paar digitale Hilfsmittel können dabei sehr nützlich sein.