Jeweils in den Sommerferien geht der Technologie-Podcast "SRF Digital" auf Reisen und besucht unter dem Motto "Bi de Lüüt" Personen, die Interessantes aus ihrem digitalen Alltag zu berichten haben. Vor kurzem hat Redaktor Reto Widmer unsere Kleinbrauerei besucht und sich mit Andrea Kennel über Frauen in der Informatik, die Symbiose von IT und Bier, unsere neue Brauerei-App und vieles mehr unterhalten. Das Interview dauert knapp eine Stunde (mit zwei Unterbrüchen durch andere Beiträge im Podcast). Wieviele Stunden wir danach noch gemeinsam in der Brauerei verschiedene Biere degustiert haben, bleibt ein Geheimnis.

Der Podcast kann über die gängigen Podcast-Apps abonniert oder über diesen Link gehört werden: SRF Digital Podcast «Bi de Lüüt» #2: Andrea Kennel

SRF Digital Podcast

Mit ca. 1000 LItern pro Jahr gehört unsere Hobbybrauerei in die Kategorie “Nanobrauerei”. Da wir aber mittlerweile einige Stammkunden haben (vor allem lokale Bars und Geschäfte), die unser Bier verkaufen und mehr oder weniger regelmässig Nachschub brauchen, wurde es immer schwieriger, die Bier-Lieferkette im Griff zu haben. Das Bier muss zuerst reifen, dann mehrere Wochen gelagert und schliesslich in Flaschen abgefüllt werden. Wenn nun plötzlich eine “Grossbestellung” eintrifft (bei uns sind das bereits 10 Liter), müssen wir natürlich vorbereitet sein. Schon vor Jahren haben wir festgestellt, dass es nicht ganz einfach ist, den Überblick über den Lagerbestand in der Brauerei und im Lagerkeller zu haben.
 
Da wir beide im Informatikbereich tätig sind, haben wir uns zuerst für eine Lösung entschieden, wie sie oft auch in Softwareprojekten eingesetzt wird: Ein (analoges) “Scrum Board” in der Brauerei gab uns einen Überblick, wieviele Kegs (Lagerfässer) am Reifen, im Keller gelagert oder bereits in Flaschen abgefüllt sind. Dieses Scrum Board war uns mehrere Jahre eine grosse Hilfe.
 
Brauerei-Scrumboard
 
Da aber die Bierbestellungen typischerweise nicht dann eintreffen, wenn wir grad in der Brauerei sind, sondern zuhause, im Büro, bei Kunden, in der Bierbar oder irgendwo, wäre es natürlich hilfreich, jederzeit Zugriff auf das “Monsterbräu Scrum Board” zu haben. Deshalb haben wir immer wieder über verschiedene Varianten eines digitalen Scrum Boards nachgedacht. Sogar eine Webcam mit Blick auf das Board in der Brauerei haben wir als mögliche Lösung in Betracht gezogen. Aber wir hatten bessere Ideen, die wir "irgendwann einmal" umsetzen wollten...
 
Die Gelegenheit kam dann rascher als erwartet: Andrea ist Dozentin für Datenbanken an der FHNW (Fachhochschule Nordwestschweiz) und konnte dort eine Projektarbeit mit unseren Ideen ausschreiben. Zusammen mit einer Gruppe von Informatikstudierenden hatten wir so die Möglichkeit, die perfekte digitale Lösung für unsere Bier-Lieferkette zu entwickeln.
 
Die Lösung besteht aus “BrewTracker”, einer iPhone-App, mit der wir den Lagerbestand in der Nanobrauerei online nachführen können. Um die einzelnen Arbeitsschritte möglichst einfach zu halten, haben wir alle Kegs mit QR-Codes versehen. Beim Abfüllen der Kegs, beim Verschieben in oder aus dem Lagerkeller und beim Abfüllen in Flaschen wird jeweils der QR-Code eingescannt und die entsprechende Aktion bestätigt. Definitiv viel einfacher als das manuelle Ausfüllen von Zetteln, die wir früher ans (analoge) Scrum Board heften mussten.
 
 
BrewTracker  
 
Und das beste daran: Egal wo wir sind, wir können jederzeit über die App den aktuellen Lagerbestand in Kegs und Flaschen für jede Biersorte abfragen. Die Daten sind in einer Oracle Cloud Datenbank gespeichert – einer Welt, die uns beiden aus beruflichen Gründen nicht ganz fremd ist. So war es auch sehr einfach möglich, mit ein paar SQL-Abfragen die Verkaufsdaten pro Biersorte oder die Detaildaten für die Biersteuerdeklaration auszuwerten.
 
Die App ist erst seit ein paar Monaten im Einsatz, aber schon jetzt ist uns klar, dass wir nicht mehr darauf verzichten möchten. Bierbrauen ist zwar eine sehr analoge Tätigkeit (zumindest in der Art, wie wir sie betreiben). Aber ein paar digitale Hilfsmittel können dabei sehr nützlich sein.
 
Bierkegs mit QR-Code

Gegenüber der Brauerei Monsterbräu befindet sich die Filmschule Studio 1, ein Ausbildungscenter für Fachleute aus dem Medien- und Kommunikationsbereich. Als Teil ihrer Ausbildung produzieren die Studierenden unter anderen kurze Filme bei Firmen und Institutionen in der Umgebung. Zwei von ihnen haben Anfang November je eine Kurzreportage über die Kleinbrauerei Monsterbräu in Zeiten von Corona gedreht, geschnitten und am gleichen Tag dem Expertenteam der Filmschule vorgeführt. Die zwei Reportagen von Fabian Arnold und Jan Stolz geben einen Einblick in unsere Hobbybrauerei.

Reportage von Fabian Arnold

Normalerweise brauen wir am Wochenende, aber für die Filmaufnahmen haben wir ausnahmsweise am Montagmorgen, 2. November einen Sud gebraut. Zum Glück nur 50 statt 100 Lilter, denn wir haben realisiert, dass Filmaufnahmen viel Zeit und Platz benötigen. Das Bierbrauen zwischen Scheinwerfern und Kabeln war eine spezielle Herausforderung für uns. Fabian Arnold hat unseren nicht ganz alltäglichen Brauereialltag in seiner Kurzreportage dokumentiert.

Reportage von Jan Stolz

Einen Tag später, am 3. November, war Flaschen abfüllen und Kegs reinigen angesagt. Auch diese Aufgaben gehören zum Alltag einer Hobbybrauerei, und Jan Stolz hat diese Tätigkeiten in seiner Reportage festgehalten. Die Filmaufnahmen erinnerten uns teilweise schon fast an einen Spielfilm, da wir einige Szenen mehrmals "spielen" mussten oder speziell für den Film inszeniert haben, damit es im Film wie aus einem Guss wirkt.

Die Piraten Johnny Federkiel und Esmeralda Goldhaar haben erfolgreich ein englisches Handelsschiff auf dem Weg nach Indien geentert. Die Beute, ein Fass Bier, steht nun an Deck des Piratenschiffs.
 
Johnny: Ich hab Durst!
Esmeralda: Du weisst doch, dass wir fast kein Wasser mehr haben.
Johnny: Wir könnten ja das Bier trinken.
Esmeralda: Das ist ein India Pale Ale, und als belesene Piratin weiss ich, dass man das mit Wasser verdünnen muss.
Johnny: Es hat ja jede Menge Wasser hier - im Meer.
Esmeralda: Johnny, du Depp! Meerwasser ist doch salzig. Das kann man nicht trinken.
Johnny: Auch nicht mit Bier?
Esmeralda: Auch nicht mit Bier.
 
Weil der Durst von Johnny und Esmeralda immer stärker wird, beschliessen sie nach längerer Diskussion, das India Pale Ale unverdünnt zu trinken - und es schmeckt erstaunlich gut. Dank dem Hopfen fruchtig in der Nase und bitter im Abgang, durch den hohen Alkoholgehalt leicht süsslich auf der Zunge, die allerdings immer schwerer zu koordinieren wird.
 
Esmeralda: Dasch ischt ja wirklich gut - hicks!
Johnny: Hascht recht - hicks -, lieber mehr Bier als Meerwasser.
 
Die Geschichte zeigt: IPA macht sogar Piraten blau. Unser Blauer Pirat, seit Ende 2016 im Monsterbräu-Angebot, ist ein Single Hop IPA, gebraut mit dem aromatischen Ekuanot-Hopfen. Trotz seines Alkoholgehalts von 6.8% Vol. empfiehlt es sich nicht, das Bier zu verdünnen - auch nicht mit Meerwasser. Der erste Sud war Ende Jahr trinkreif und ist schon fast ausverkauft. Ende Februar gibt es wieder Nachschub.
 
 

Am 19. April 2003 hatten wir unseren ersten "richtigen" Sud gebraut, ein "Oster-Weizen" in einer 20-Liter-Sudpfanne. Dieses selbstgebraute Bier bekam die Sud-Nummer 1 (die verschiedenen Brauversuche mit Bierkits aus der Dose, die wir bis dahin zubereitet hatten, zählen nicht mit). Seither haben wir in mehr oder weniger regelmässigen Abständen, auf verschiedenen Brauanlagen und an verschiedenen Standorten unser Bier gebraut. Seit dem Sud Nr. 193 auf zwei "Speidel Braumeister 50 Liter" in unserer neuen Brauerei im Zwicky Süd. Am 30. Juli 2016 konnten wir ein kleines Jubiläum feiern: Unser 200-stes selbstbebrautes Bier.

Für den Sud Nr. 200 haben wir uns ein spezielles Rezept ausgedacht, schliesslich ist es ja ein "Jubiläumsbier". Ein IPA (India Pale Ale) soll es werden, gehaltvoll und mit fruchtigem Hopfenaroma. Um eine genügend hohe Stammwürze zu erreichen, wurde das Bier mit 18 kg Malz eingemaischt. Da der 50-Liter-Braumeister für maximal 13 kg Malz konzipiert ist, mussten wir in die Trickkiste greifen und zweimal nacheinander mit je 9 kg einmaischen. Zum Glück haben wir zwei Braumeister, sodass wir für die zweite Schüttung das Malzrohr der zusätzlichen Brauanlage verwenden konnten.

Ein wichtiger Faktor beim Brauen eines IPAs ist die Wahl des Hopfens. Magnum als Bitterhopfen und Galaxy als Aromahopfen ist sicherlich eine gute Basis für ein fruchtiges IPA, doch damit das Bier schön hopfig wird, ist zusätzlich noch "Hopfenstopfen" angesagt: Während der Gärung und Reifung geben wir noch weiteren Galaxy-Hopfen bei, damit das Bier möglichst viele Aromastoffe aufnehmen kann.

Unser "Jubiläumsbier" gibt es exklusiv zu geniessen am Kleinbrauer Armageddon am 5. November in der Erzbierschof Bar Zürich und an den Unterländer Biertagen am 19. und 20. November in Oberglatt.